Europameister Andre Thieme mit seinem Töchterchen
„Sensationell, wie er das mit seinem Pferd gemacht hat!“
So begeistert sprach Bundestrainer Otto Becker im ZDF-Interview mit Kristin Otto über die Leistung von Andre Thieme. Andre habe immer an sein Pferd geglaubt und ihm vertraut. Das sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Aber auch das ganze Team verdiene ein Kompliment für die tollen Leistungen bei diesen Europameisterschaften, meinte Otto Becker.
Andre Thieme und der Weg zum Titel
Im ersten Umlauf des heutigen Einzel-Finales war Andre Thieme erneut eine souveräne Nullrunde gelungen. Damit hatte er sich eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen. Vor der entscheidenden letzten Runde standen für ihn nach wie vor 2,84 Punkte auf dem Tableau. Er konnte jetzt als einziger Reiter aus eigener Kraft Europameister werden. Dafür musste er „nur “ auch im zweiten Umlauf fehlerfrei bleiben. Peder Fredricson, der Europameister von 2017, war ebenfalls ohne Abwurf geblieben und hatte mit 4,46 Punkten ebenfalls noch Chancen auf den Titel. Allerdings hätten die Konkurrenten dafür Fehler machen müssen… Für Martin Fuchs war die Situation ähnlich. Auch er hatte noch Titel- bzw. Medaillenchancen, auch wenn er nach einem Fehler seine Spitzenposition eingebüßt hatte. Ioli Mytilineou aus Griechenland begeisterte mit ihrem federleicht springenden Levis de Muze das Publikum und lag nach einer tollen Runde, bei der sie nur einen Zeitstrafpunkt bekommen hatte, sensationell auf dem dritten Platz.
Spannend wie ein Krimi – das Finale
Für Christian Kukuk und Mumbai standen vor der letzten Runde 9,93 Punkte in der Ergebnisliste. Mit einem fehlerfreien Ritt, bei dem Mumbai sein Springvermögen erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte, übernahm Christian Kukuk zunächst die Führung. David Will, der kurz zuvor mit C Vier auf dem Abreiteplatz gestürzt war, kam in der letzten Runde auf 8 Fehlerpunkte. Das lag, wie er selbst einschätzte, sicherlich an dieser außergewöhnlichen Situation in der Vorbereitungsphase. Für Pieter Devos und Jade vd Bisschop waren es am Ende zwei Abwürfe, die alle Medaillenträume platzen ließen. Mannschaftskollege Nicola Philippaerts blieb fehlerfrei und kam auf 13,28 Punkte. Das war der fünfte Platz.
Nun ging es für Martin Fuchs und Leone Jei um alles. Eine Nullrunde hätte ihm sogar noch Titelchancen gelassen, aber am Einsprung der Dreifachen waren die beiden zu dicht und eine Stange fiel. Trotzdem war das zunächst die Führung, denn Christian Kukuk hatte 0,62 Punkte mehr als der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Europameister. Ob Martin Fuchs damit aufs Podium kommen würde, mussten nun die Ritte von Ioli Mytilineou, Peder Fredricson und Andre Thieme entscheiden.
Die griechische Reiterin zeigte mit ihrem Levis de Muze zunächst wieder, das sie sich zurecht in dieses Finale geritten hatte. Aber am Einsprung der Dreifachen war heute die Reise leider zu Ende. Sie kam zu dicht heran und ihr Hengst verweigerte. Damit waren für sie die Medaillenchancen dahin und sie verzichtete auf die Beendigung des Parcours. Also hatte Martin Fuchs nun Bronze sicher. Würde es vielleicht sogar Silber werden oder doch noch Gold?
Die erste Antwort auf diese Frage gaben Peder Fredricson und Catch Me Not S. Schon nach dem Abwurf am zweiten Sprung war klar, dass es für den Europameister von 2017 auf jeden Fall Bronze geben würde. Daran änderte auch der Zeitfehler, der noch hinzu kam, nichts mehr. Martin Fuchs hatte jetzt Silber schon sicher.
Der Druck war enorm
Für Andre Thieme ging es nun um Gold. Martin Fuchs hatte 9,31 Punkte und Peder Fredricson 9,46. Einen Abwurf und bis zu zwei Zeitfehler konnte sich der Reiter aus Plau am See leisten, aber mehr nicht… Während seines Rittes hätte man in der Arena „eine Stecknadel fallen hören“. Als an Sprung 5A, dem Einsprung der Dreifachen, dann wirklich eine Stange fiel, war die Spannung buchstäblich mit Händen zu greifen. Ein weiterer Abwurf durfte nun nicht mehr passieren. Im Interview für das ZDF sagte Andre Thieme:
„Ich wusste, ich darf mir einen erlauben und dann kriege ich den an 5A und und dann ist es natürlich wirklich nicht so einfach ruhig zu bleiben. Das ist aber genau das, was man dann machen muss. Weiter an sich glauben, nicht Panik kriegen und denken jetzt schnell zu Ende, sondern jeden Sprung einzeln nehmen und das ist … super gelungen und das Pferd hat super mitgemacht…“ Quelle: https://www.zdf.de/sport/zdf-sportextra/springreiten-em—einzelspringen-100.html
Aber Andre Thieme behielt die Nerven und ritt mit seiner Chakaria zu Gold. Nach dem letzten Sprung war der Jubel in der Arena unbeschreiblich. Das Publikum feierte den neuen Europameister, der sein Glück kaum fassen konnte.
„Dieser Sieg ist definitiv etwas Besonderes! Als ich das erste Mal das Hamburger Derby gewonnen habe, dachte ich, das sei das Beste, was mir je passiert ist. Genauso ging es mir als wir den Eine Million Dollar Grand Prix gewonnen haben (Anmerkung: in den USA). Aber emotional, für alle hier in Deutschland und für meine Familie ist nichts mit dem Sieg hier heute zu vergleichen.“
Quelle: Pressemitteilung press release – Pressebüro Susanne Strübel – Andre Thieme Europameister 2021 / Andre Thieme new european champion (05.09.2021)
Fotos: Silvia und Hans-Joachim Reiner
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