Leo von Grüneberg

Der braune Rheinisch-Deutsche Kaltbluthengst aus der Mark Brandenburg wurde bei der Zug- und Fahrleitungsprüfung in Moritzburg  mit der Endnote 9,9 so hoch bewertet wie bisher kein Kaltblut- oder Warmbluthengst. 

Das sehen auch die versierten Zuchtexperten Dr.Ingo Nörenberg, Ex-Zuchtleiter des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt und Horst von Langermann, Geschäftsführer des gleichnamigen Verbandes, so. Die Geschichte  des im Dezember 2022 in Redefin gekörten Hengstes jedoch wirkt auf den ersten Blick wie die Geschichte vom grauen Entlein, das ein schöner Schwan wurde.

Der am 20. April 2019 geborene Leo von Grüneberg ( Lord von Teschendorf/Louis/ Naomi/Nerlinger) war probehalber schon 2021 in Krumke vorgestellt worden, obwohl sich die Mitglieder der Zuchtgemeinschaft Grüber/Schmidt aus dem Löwenberger Land einig waren, dass der Jungspund noch recht unfertig sei. Doch sie wollten den Vergleich mit den anderen Köraspiranten. Wie erwartet wurde der noch unscheinbare Braune nicht gekört.

Das schaffte er dann am 19.Dezember 2022 in Redefin. Züchter Andreas Schmidt wollte nicht bis zum Frühjahr 23 auf die Verbandskörung in der Neustädter Graf-von-Lindenau Halle warten. Zuvor hatte  der mit 159 cm nicht übermäßig große, aber sehr schöne braune Hengst am 3.November 2022 in Moritzburg die Zugleistungsprüfung mit 9,9 bestanden. In den 12 Teilergebnissen standen 10 Punkte fürs Interieur, ebenso fürs Ziehen und eine 9,75 fürs Fahren, wobei er nur beim  Fremdfahren eine 9 bekommen hatte.                                                                                                                    Die Ergebnisse  machten Andreas Schmidt stolzer als bei allen anderen Zuchterfolgen, die er schon mit seinen Fohlen bei mehreren Brücker Offenen Kaltblutfohlen Championaten mit ersten Plätzen erreichte. Leo ist sein erster gekörter Hengst aus einer selbst gezogenen Stute. Den einmaligen Erfolg bei der Zugleistungsprüfung hingegen hat er Susann Zierold zu verdanken, die aus dem vierbeinigen Rohdiamanten einen Brillanten machte. Sie stellte ihn auch bei der Zugleistungsprüfung in Moritzburg vor, einem Mekka der Fahrkunst.

Andreas Schmidt fehlte die Zeit, um  den Junghengst auszubilden. Als Chef von 19 Mitarbeitern, 800  Rindern, 320 Milchkühen, 64 Mutterkühen mit Nachzucht sowie 310 Jungrindern, Biogasanlage, Frischmilchtheke und 1400 ha landwirtschaftlicher  Nutzfläche war und ist er reichlich gefordert. Nebenbei frönt er seiner Leidenschaft  Kaltblutzucht und dem Sammeln sowie Fahren historischer Kutschen und Fuhrwerke. Auf seinen Koppeln weiden 4 Kaltblutstuten und mehrere Wallache.  Deshalb brachte er den inzwischen recht ansehnlichen jungen Hengst in das kleine,  beschauliche Örtchen Dobberzin, nicht weit von Angermünde entfernt. Dort hat Susann Zierold, die Meister-Gespann Fahrerin mit Siegen bis zur Klasse M und dem Trainer- A-Schein, nach ihrer Brücker Zeit ihr Domizil aufgeschlagen.

Bei den Titanen der Rennbahn, an denen Andreas Schmidt als Zwei- und Vierspännerfahrer viele Jahre erfolgreich teilnahm, hatte er die herausragende Amazone und ihre feine Kutscherhand, ihr sensibles Umgehen mit Pferden kennen und schätzen gelernt. Positiv wirkte sich bei der Ausbildung aus, dass der Hengst eine pferdegerechte Kindheit und Jugend im Löwenberger Land auf den weitläufigen Tag- und Nachtkoppeln von Tobias Pfitzmann verbrachte, dem  Erfolgszüchter von Vielseitigkeitspferden. Dort lernte der junge Hengst  sich einzufügen und mit seinen Artgenossen umzugehen. Jetzt ist er wieder in Kraatz, dem Wohn- und Arbeitsort von Andreas Schmidt zuhause.

Der schmucke Hengst, der mit seiner dichten schwarzen Mähne und dem eindrucksvollen Schweif im übertragenen Sinn wie ein Latin Lover wirkt, wird aber dort nicht bleiben. Andreas Schmidt möchte ihn in gute Hände verkaufen, wo er mehr gefördert, mehr gefahren wird als in Kraatz dafür Zeit ist und wo er viele Stuten zugeführt bekommt.

Fotos: Margot Schöning