Polly ’s spannender Weg zum St. GEORG

Jeder, der sich für den Pferdesport interessiert oder selbst reitet, kennt das Pferdemagazin St. GEORG, das erstmals im April 1900 erschien (Quelle). Leider gibt es diese Pferdesportzeitschrift seit Anfang 2025 nicht mehr, da ihr Erscheinen vom Jahr-Verlag eingestellt wurde. Polly hat über 20 Jahre für den St. Georg gearbeitet. Wie es dazu kam, erzählt sie  am besten selbst:

„Es gibt viele Orte und Einrichtungen, die sich nach dem Heiligen Georg nennen, dem Beschützer der Ritter, Soldaten, Pfadfinder, Fechter und Bogenschützen und es gab auch die Pferdesportzeitschrift St.GEORG.

Ich war zu DDR Zeiten eine begeisterte Leserin. Allerdings gab es den St.Georg nicht in der DDR zu kaufen. So ging der irgendwie über die Grenze gepilgerte St.Georg von Hand zu Hand.

Dann verschwand die DDR von der Bildfläche. Was nun? Mir war klar, dass mein Job beim Fernsehen wohl kaum bestehen bleiben würde.
Im Bereich Sport war man anderer Meinung. Jetzt kämen die großen Fernsehzeiten der ostdeutschen Sportberichte. Jetzt können sich die durchs SED Zentralkomitee bevormundeten, eingeengten DDR-Journalisten frei entfalten.

Laß sie mal fabulieren, dachte ich und rief den St.Georg an. Dort wollte ich als Journalistin arbeiten. Es war schwierig mit dem unterentwickelten DDR-Telefonnetz in den Westen zu telefonieren. Irgendwie schaffte ich es.

Dann kommen sie mal her, sagte der damalige Chefredakteur des St.Georg, am besten per Flug von Berlin-Tegel nach Hamburg. Kann ich nicht, war meine Antwort. Mir fehlte die D-Mark. Langes Hin-und Her. Dann buchte mir die Chefsekretärin ein Flugticket.

Donata von Preussen, angestellt beim St.Georg, holte mich vom Flughafen ab. Sie war etwas erstaunt, dass ich im feinen Dress erschien und nicht wie die meisten DDRler in gerade im Westen gekauften Original Jeans. Im schwarzen Kostüm mit Nadelstreifen und sehr schicken Highheels, die ich heute leider nicht mehr tragen kann, tippelte ich mit ihr ins Flugplatz-Restaurant. Später kam der St.Georg Chefredakteur Herrman Kothe hinzu. Sie testeten mich.

Hätte ich nicht bestanden, wäre es zu keiner über 20jährigen Tätigkeit für den Verlag gekommen. Es ging per Taxi zum JAHR Verlag, weil ihre beiden Autos inzwischen wegen falschem Parken abgeschleppt worden waren. Mir wurde der Verlag vorgestellt, damals noch gelegen in der Nähe der berühmten Mönckebergstraße, dem Hamburger Ku`damm. 
Anschließend rief mich der Verleger Alexander Jahr in die oberste Etage zu sich. Anscheinend gefiel ich ihm. Er bot mir an, im Range eines Verlagsleiters Ost den Vertrieb aller Verlagszeitschriften in Ostdeutschland auf- und auszubauen. Nach vielem Hin- und Her unterschrieb ich den Vertrag mit dem Passus, dass ich für den St.Georg über den Pferdesport in Ostdeutschland berichten dürfe.“ 

Margot Schöning

Fotos: Margot Schöning (privat)