Belgischer Triumph in Rotterdam
Es war spannend bis zum letzten Hindernis. Wer würde Gold und wer würde Silber holen? Der Abstand zwischen den beiden führenden Teams war äußerst knapp. Nur 0,15 Punkte waren die belgischen Reiter besser als das deutsche Team. So eng war es bei der Entscheidung über den Team-Titel bei einer Europameisterschaft schon lange nicht mehr. Die Spannung war fast mit Händen zu greifen, als Daniel Deusser, der letzte deutsche Reiter in den Parcours kam. Zuvor hatte Simone Blum als erste Teamreiterin einen Abwurf. Christian Ahlmann und Marcus Ehning waren mit einer Nullrunde ins Zielge kommen und Deutschland hatte 12,22 Punkte auf dem Konto. Mit einem fehlerfreien Ritt hätte Daniel Deusser nun den Druck auf Belgien immens erhöhen können, denn nach einem Zeitfehler von Jerome Guery hatte Belgien 12,07 Punkte. Aber das gelang nicht, denn Daniel Deusser und Scuderia 1918 Tobago Z hatten einen Abwurf.
Gregory Wathelet hatte Nerven wie Drahtseile…
Aber auch nun war die Situation für das belgische Team nicht sehr viel entspannter. Der letzte Reiter hatte es jetzt in der Hand über Gold und Silber zu entscheiden. Einen Abwurf hätten sich Gregory Wathelet und MJT Nevados S leisten können, aber mehr nicht. Ein zusätzlicher Zeitstrafpunkt hätte Deutschland auf die Siegerstraße gebracht. In der Arena wurde es ganz still, als der letzte belgische Reiter in den Parcours kam. Alle seine Teamkollegen verfolgten seinen Ritt, waren gewissermaßen mit ihm im Parcours. Gregory Wathelet meisterte alle Schwierigkeiten dieses anspruchsvollen Parcours mit großer Sicherheit und Souveränität. Man hatte nie den Eindruck, dass etwas schief gehen könnte. Als er dann nach einer fehlerfreien Runde und innerhalb der erlaubten Zeit über die Ziellinie ritt, war der Jubel unbeschreiblich. Es war geschafft. Belgien erkämpfte zum ersten Mal den Mannschaftssieg bei einer Europameisterschaft. Gemeinsam mit ihrem Teamchef Peter Weinberg feierten Jerome Guery, der junge Jos Verlooy, Pieter Devos und Gregory Wathelet nach einer großartigen Mannschaftsleistung einen der größten Erfolge ihrer sportlichen Karriere. In der Pressekonferenz sagte Peter Weinberg zum Erfolg seines Teams:“ Wir hatten sehr gute Reiter, sehr gute Pferde und alle haben einen phantastischen Job gemacht.“ Pieter Devos hob hervor, dass für Belgien eine neue Generation am Start gewesen sei, die vor allem durch einen großartigen Teamgeist so erfolgreich werden konnte.
Peter Weinberg, Jos Verlooy, Jerome Guery, Gregory Wathelet und Pieter Devos (v.l.n.r.)
Silber für Deutschland und Bronze für Großbritannien
Christian Ahlmann sagte nach dem Gewinn der Silbermedaille: „Wir hätten in einer besseren Position sein können. Wir sind ein sehr starkes Team und hatten heute einen guten Tag. Aber Belgien hatte zwei gute Tage und wir konnten unsere Führung nach dem ersten Wettbewerb nicht ausbauen. Wir gratulieren Belgien zum Sieg und sind glücklich über die Silbermedaille.“ Das unterstrich auch Teamchef Otto Becker, der besonders den Teamgeist, der für den Erfolg nötig sei, hervorhob.
Otto Becker, Marcus Ehning, Christian Ahlmann, Simone Blum und Daniel Deusser (v.l.n.r.)
Ben Maher, der nach dem heutigen Wettbewerb weiterhin in der Einzelwertung in Führung liegt, freute sich gemeinsam mit Holly Smith, Amanda Derbyshire und Scott Brash über die Bronzemedaille und über die Qualifikation des britischen Teams für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020.
Di Lampard, Scott Brash, Holly Smith, Amanda Derbyshire und Ben Maher
Besonderes Lob gab es von allen Reitern für die Arbeit des Parcourschefs Louis Konickx, der mit seinem Team anspruchsvolle, schwierige und faire Kurse gestaltet habe.
Fotos:©reitsportportal.com Silvia und Hans-Joachim Reiner
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