Grandioser Sport und Reiter mit Nerven wie Drahtseilen…
Schon in der ersten Runde war die Spannung fast mit den Händen zu greifen. Das Publikum fieberte mit jedem Reiter mit und honorierte die großartigen Leistungen mit sehr viel Beifall. Am Ende dieses ersten Umlaufs hatten sich die Voraussetzungen für das Finale grundlegend verändert. Der bis dahin führende Eduardo Alvarez Aznar hatte zwei Abwürfe und fiel auf den sechsten Platz zurück. Die Führung übernahm der Weltranglistenerste Steve Guerdat, der als vorletzter Starter eine Nullrunde gezeigt hatte. Auf Rang 2 folgte sein Landsmann Martin Fuchs, der ebenfalls fehlerfrei geblieben war mit 3 Strafpunkten. Auf dem dritten lag Europameister Peder Fredricson, der 5 Punkte auf seinem Konto hatte.
Fünf Reiter mit im zweiten Umlauf ohne Fehler
Den Anfang machte Olivier Philippaerts, dem mit Legend of Love eine souveräne Nullrunde gelang. Damit übernahm er kurzzeitig gemeinsam mit Abdel Said die Führung in der Gesamtwertung. Beide hatte nun 11 Punkte. Der Weltcupsieger von 2014, Daniel Deusser, blieb mit Scuderia 1918 Tobago Z ebenfalls fehler-frei und blieb bei 6 Punkten insgesamt. Das war zunächst die Spitzenposition. Aber noch kamen ja einige Reiterinnen und Reiter, die, wenn sie fehlerfrei bleiben würden, ihn von diesem Platz verdrängen würden.
Der erste von ihnen war Peder Fredricson, der mit einem wahren Beifallsorkan vom Publikum begrüßt wurde. Die Frage war, ob er die großen Hoffnungen, die in ihn gesetzt wurden, würde erfüllen können. Der Europameister enttäuschte das Publikum nicht. Bei seinem Ritt mit dem 13-jährigen Wallach Catch Me Not S blieben alle Stangen liegen, obwohl er am Sprung 7, einem gewaltigen Oxer, doch etwas in Schwierigkeiten gekommen war. Peder Fredricson hatte damit alles getan, was in seiner Macht stand, um vielleicht doch noch ganz oben auf dem Podest zu stehen.
Nun mussten Martin Fuchs und Steve Guerdat die Nerven behalten. Ein einziger Fehler würde all ihre Hoffnungen wie eine Seifenblase zerplatzen lassen.
Hopp Schwiiz – Martin Fuchs oder Steve Guerdat? Oder doch Peder Fredricson?
Als Martin Fuchs mit seinem Clooney in den Parcours ritt, wurde es ganz still im Scandinavium und man konnte meinen, das Publikum hielte den Atem an. Der 13-jährige Wallach und sein Reiter ließen keinen Zweifel an ihren Titelambitionen. Während des Rittes konnte man mitunter das aufmunternde „hopp“ des Reiters für sein Pferd hören. Auf der schwierigen Schlusslinie gaben die beiden noch einmal alles und flogen über den mächtigen LONGINES-Oxer ins Ziel.
Das Göteborger Publikum feierte diesen großartigen Ritt mit viel Applaus, obwohl nun klar war, dass Peder Fredricson nicht gewinnen würde.
Den Druck, der nun auf Steve Guerdat lastete, mag man sich nicht vorstellen. Würde er fehlerfrei bleiben, wäre das der Sieg vor seinem Landsmann und Freund Martin Fuchs. Aber ein einziger Fehler und der Traum vom Titel wäre ausgeträumt.
Auch als Steve Guerdat in die Halle ritt, wurde es wieder sehr still und alle Zuschauer verfolgten gebannt seinen Ritt. Ein kleiner Wackler in der Dreifachen und die blaue Mauer waren die wenigen Momente, in denen das Publikum den Atem anhielt ehe nach dem letzten Sprung dieses grandiosen Rittes ein wahrer Beifallssturm losbrach.
Der sonst so stille und zurückhaltende Steve Guerdat ließ seiner Freude freien Lauf, lobte seinen Alamo, umarmte ihn und jubelte dem großartigen Göteborger Publikum zu. Es waren sehr bewegende Momente, die alle, die dabei sein konnten, so schnell nicht vergessen werden.
Fotos: Hans-Joachim und Silvia Reiner
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