Longines FEI Worldcup Jumping Final in Göteborg 2016

Es war wohl seit vielen Jahren das spannendste Finale, das die mehr als 11000 begeisterten Zuschauer im restlos ausverkauften Scandinavium von Göteborg erlebten. Nach den beiden ersten Prüfungen des diesjährigen Longines FEI Worldcup Jumping Finals lagen zwischen dem in Führung liegenden Steve Guerdat und den drei punktgleichen Zehntplatzierten Christian Ahlmann (GER), Denis Lynch (IRL) und Peter Lutz (USA) lediglich acht Punkte. Damit lag es also durchaus im Bereich des Möglichen, dass sich durch beiden letzten Umläufe am heutigen Ostermontag noch Einiges im Klassement verschieben konnte. Das war auch vor allem deshalb denkbar, weil Steve Guerdat mit einem einzigen Springfehler alle Chancen auf den Sieg verspielen konnte, was ein Blick auf das Ranking vor den entscheidenden beiden Umläufen verdeutlicht:

  1. Steve Guerdat             0 Punkte
  2. Marcus Ehning           2 Punkte
  3. Harrie Smolders         3 Punkte
  4. Daniel Deusser           3 Punkte
  5. Nicola Philippaerts    4 Punkte

Was  dann  an hochklassigem Reitsport geboten wurde, war so spannend, dass man zeitweilig den Eindruck hatte, dass alle Zuschauer den Atem anhielten, um zu verhindern dass es zu einem Abwurf kam…

Der spanische Parcoursdesigner Santiago Varela hatte  die erste Runde  technisch sehr anspruchsvoll gestaltet und den Schwierigkeitsgrad damit so hoch angesetzt, dass Reiter und Pferde bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gefordert waren. Auf welch hohem Niveau die weltbesten Springreiter heute unterwegs waren, zeigt das Ergebnis des ersten Umlaufs sehr anschaulich, denn trotzdem schafften von den insgesamt sechsundzwanzig Startern  neun eine Nullrunde:

Steve Guerdat (SUI), Harrie Smolders (NED), Daniel Deusser (GER), Penelope Leprevost (FRA), Marco Kutscher (GER), Christian Ahlmann (GER), Denis Lynch (IRL), Maikel van der Vleuten (NED) und Max Kühner (AUT) konnten sich damit Hoffnungen auf eine Top-Platzierung oder den Sieg im  Longines FEI Worldcup Jumping Final von Göteborg machen.

Vor dem entscheidenden zweiten Umlauf hatten sich insbesondere die ersten fünf  hervorragende Ausgangspositionen erkämpft:

  1. Steve Guerdat             0 Punkte
  2. Harrie Smolders        3 Punkte
  3. Daniel Deusser           3 Punkte
  4. Penelope Leprevost   5 Punkte
  5. Marco Kutscher          6 Punkte
  6. Marcus Ehning           6 Punkte

Großartige Pferde, hervorragende Reiter und ein glanzvoller Sieg für Steve Guerdat

Für ein erstes Highlight im zweiten Umlauf sorgte der 55-jährige Routinier Chris Chugg auf seiner erst achtjährigen bayrischen Stute Cristalline mit einer umjubelten Nullrunde in dem wiederum mit Höchstschwierigkeiten gespickten Parcours.

Christian Ahlmann zeigte mit seinem Ausnahmepferd Taloubet Z auch im zweiten Umlauf einen souveränen Ritt und schaffte es am Ende von Platz 25 nach der ersten Prüfung durch die  Siege in der zweiten und der dritten Prüfung auf Platz sechs im Gesamtklassement. Auch Denis Lynch blieb im zweiten Umlauf fehlerfrei und war damit der einzige Teilnehmer, der in allen Prüfungen keinen einzigen Abwurf zu verzeichnen hatte, was ihm die begeisterten Zuschauer mit tosendem Applaus und standing ovations dankten und was am Ende Platz fünf bedeutete.

Mit den letzten vier  Startern stieg nun die Spannung fast ins Unerträgliche. Jeder Fehler konnte jetzt das Aus und das Ende aller Träume bedeuten.

Marcus Ehning zeigte mit Cornado NRW eine wahre Bilderbuchnullrunde und setzte sich zunächst mit insgesamt 6 Punkten an die Spitze.

Daniel Deusser und Cornet d’Amour  verteidigten durch eine herausragende Leistung ihre hervorragende Position und setzten damit  Harrie Smolders und den amtierenden Olympiasieger und Weltcupsieger des Vorjahres, Steve Guerdat, erheblich unter Druck. Der Niederländer ließ sich davon aber nicht beeindrucken und zeigte mit seinem Emerald keine Nerven, sondern eine souveräne Nullrunde.

Für Steve Guerdat war nun alles möglich. Es konnte ein grandioser Sieg oder auch eine bittere Enttäuschung werden. In Scandinavium hätte man buchstäblich eine Stecknadel fallen hören, als der Schweizer dann mit seinem Corbinian das erste Hindernis anritt. Mit einer schier unglaublichen Ruhe und Perfektion steuerte Steve Guerdat dieses Ausnahmepferd durch den Parcours und als dann auch am letzten Hindernis keine Stange fiel, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.  Mit seiner wirklich herausragenden Leistung war Guerdat am Ende das kleine Quäntchen besser als seine Konkurrenten um den Sieg im Longines FEI Worldcup Jumping Final von Göteborg 2016, einem Finale, das auf Grund der außerordentlichen Qualität der Leistungen der weltbesten Springreiter noch lange in Erinnerung der Springsportfans bleiben wird.