Erfolg Deutscher Zweispänner bei der WM in Drebkau
Im eigenen Land waren zwei Brandenburger die Besten im deutschen Team. Lokalmatador Sandro Koalick holte in einem atemberaubenden Finale Einzel-Silber und wäre um Haaresbreite Weltmeister geworden, der Vizeweltmeister von 2017 und Einzelfahrer Sebastian Warneck aus Rangsdorf wurde Vierter. Bronze ging hinter Ungarn und den Niederlanden an das deutsche Team mit Lars Schwitte aus Stadtlohn, Arndt Lörcher aus Wolfenbüttel und dem Lausitzer Sandro Koalick.
82 Fahrer aus 24 Nationen in Drebkau
Zum ersten Mal fand eine WM in den neuen Bundesländern im Landkreis Spree-Neiße statt.Das zog vor allem nahezu alle ostdeutschen Fahrfans in die Lausitz, um 82 Fahrer aus 24 Nationen Mitte September zu erleben. Die rasanten Kutschenkönige boten beeindruckende Leistungen meist mit Gelderländern auf der top gestalteten, ambienten Fahrsportanlage im Schlosspark Raakow.
Darunter waren elf Amazonen wie Anna Sandmann aus dem niedersächsischen Lähden, Tochter des mehrfachen Vierspänner-Weltmeisters Christoph Sandmann, oder aus Argentinien Amely Baronin von Buchholtz, eine exzellente Dressurfahrerin.
Motiviert durch seinen Sieg bei der Royal Windsor Horse Show, bei der Sandro Koalick der Queen die Hand reichen durfte, stand für den Lausitzer und seinen VaterTorsten fest, die nächste WM muss nach Drebkau, zwischen Cottbus und Senftenberg gelegen. Torsten Koalick, Multi-Unternehmer, und Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins „Am Schlosspark Raakow“ ist ebenso ein erfolgreicher Zweispänner-Fahrer.
Familie Koalick setzte Himmel und Hölle in Bewegung, begeisterte Vereinsmitglieder, viele Sponsoren, die
Landespolitiker wie auch die nationale und internationale Pferdeföderation und schufen als Fahrsportler für Fahrsportler einmalige Turnierbedingungen. Das Lob der Teilnehmer war einhellig.
Ein Familienfest des deutschen Fahrsports
Auch der deutsche Equipechef Fritz Otto-Erley war von der WM fasziniert: „Was Torsten und Sandro Koalick hier mit ihrem Team auf die Beine gestellt haben, macht es nachfolgenden Veranstaltern von Fahrsport-Championaten schwer, dieses Level noch einmal zu erreichen. Die sportlichen Bedingungen waren top, toll gestaltete Hindernisse und dann noch ein Rahmenprogramm mit Mittelaltermarkt, Konzerten und Oktoberfest, sodass die WM zu einem großartigen Event für Fahrer und für die ganze Region wurde. Man hatte das Gefühl, der ganze Ort ist auf den Beinen. Es war außerdem ein Familienfest des deutschen Fahrsports“, so der deutsche Equipechef. Auch Gastgeber Torsten Koalick, der als Einzelfahrer mit 6,98 Punkten flott durch den abschließenden Kegelparcours kurvte und am Ende Platz 34 wie seine Startnummer belegte, sagte zum Schluss: „Natürlich hat man als Veranstalter sportlich gesehen Nachteile. Die doppelte Belastung ist groß. Aber ich glaube, wir können sehr zufrieden sein. Wir haben hier eine Veranstaltung, die es in der Vergangenheit so noch nicht im Fahrsport gegeben hat, mit einem tollen Rahmenprogramm.“
0,68 Punkte fehlten zum Weltmeister-Titel
Als vorletzter Starter musste Sandro Koalick für das deutsche Team eine Null-Runde liefern, auch um einzeln Zweiter zu bleiben. Er fuhr cool und kam lautstark bejubelt fehlerfrei ins Ziel. Der amtierende Weltmeister Martin Hölle startete nach ihm als Letzter. Der Ungar hatte die Dressur und das Gelände gewonnen. Er führte vor dem abschließenden Kegelfahren mit rund 15 Punkten. Doch als drei Bälle fielen und die Tafel eine Zeitüberschreitung anzeigte, wurde es mucksmäuschenstill. Alle starrten auf die Ergebnistafel. Doch Hölle verteidigte mit insgesamt 148,81 Punkten seinen Titel. Sandro Koalick schaffte 149,49 Punkte. „Sandro hat in allen drei Disziplinen hier super Leistungen gebracht, am Ende hat sogar nur noch eine Nuance zum Weltmeister-Titel gefehlt“, lobte Cheftrainer Karl-Heinz Geiger. „Die Pferde waren super. Zuhause zu fahren ist immer schwieriger, aber ich habe die ganzen Zuschauer hier versucht auszublenden“, sagte der Vize-Weltmeister Sandro Koalick. Bronze ging an den Niederländer Stan van Eijk (155,33 Punkte).
Team-Bronze für Deutschland
Mannschafts-Weltmeister wurden wie vor zwei Jahren die Ungarn (307,22) mit Einzel-Sieger Martin Hölle, Joszef Dobrovitz und Kristof Osztetág. Silber schafften die Niederlande (310,32) mit Geert Dijkhof, Stan van Eijk und Antonie Ter Hamsel. Bronze ging an Deutschland (312,55) mit Arndt Lörcher/Niedersachsen (10,62 Punkte – 49.Platz – Streichergebnis) und Lars Schwitte/Nordrhein-Westfalen (6,35 Punkte – 23.Platz). Nach Schwitte war das deutsche Team vom zweiten auf den dritten Rang (312,55 Punkte) gerutscht. „Bei einer WM mit 24 Nationen Bronze zu gewinnen, ist schon toll“, freute sich Cheftrainer Karl-Heinz Geiger. Von Platz neun auf Platz vier verbesserte sich durch fehlerfreies Kegelfahren mit lediglich 2,47 Zeitstrafpunkten der Brandenburger und Vize-Weltmeister 2017 Sebastian Warneck aus Rangsdorf/Teltow Fläming. Auch die Emsländerin und Einzelfahrerin Anna Sandmann, die auf der WM ihren 24. Geburtstag feierte, fuhr im Kegelparcours fehlerfrei (3,07 Zeitstrafpunkte). Sie wurde insgesamt Sechste. Nach einer mäßigen Dressur (Platz 42) schaffte Einzelfahrer Marco Freund aus Dreieich/Hessen mit beeindruckendem Geländefahren (Platz 4) und 4,32 Punkten im Kegelfahren Platz zwölf in der Kombinierten Wertung. Das freute seinen Trainer und Vater Michael, allen als Mister Fahrsport bekannt.
Von Platz 18 auf 15 verbesserte sich auch Einzelfahrer Stefan Schottmüller aus Kraichtal in Baden- Württemberg durch eine flotte Runde mit nur 4,71 Zeitstrafpunkten. Der 25-jährige Nachwuchsfahrer Jörg Zwiers aus Emlichheim/Niedersachsen wurde insgesamt 39-igster.
„Das war ein ordentliches WM-Debüt. Jörg ist für uns einer, auf den wir aufbauen können“, so Bundestrainer Geiger.
Randnotizen
Die Spiritus-Rektoren Torsten und Sandro Koalick hatten mit ihrem Team alles nahezu perfekt geplant für Pferde, Fahrer, Funktionäre und Zuschauer, nur nicht für die Presse. Auch mit den unter Naturschutz stehenden Hornissen hatten sie nicht gerechnet, die Radfahrern und Zuschauern auf dem Weg zum Turnierplatz zusetzten. Eine andere Wegführung, weg vom riesigen Nest, schuf Abhilfe.
In der Verfassungsprüfung mit 254 Horses scheiterten vier Pferde. Für den Italiener Luca Cassottana schien die WM am ersten Tag schon vorbei. Er war nur mit zwei Pferden nach Drebkau gereist. Eins kam nicht durch den Vet. Check. Doch er konnte sich ein zugelassenes Pferd borgen. Die Polin Magdalena Jakowska, der Südafrikaner Wayne van Nieken und der Luxemburger Claude Malget mussten jeweils auf eines ihr drei Pferde nach der Veterinär-Kontrolle verzichten.
Die US-Fahrer waren nach dem ersten Tag ohne Equipechef. Vierspänner-Mannschaftsweltmeister und Multimillionär Chester Weber reiste in die USA zurück. Es war zu tätlichen Auseinandersetzungen mit James Miller, Mitglied des US-amerikanischen Teams, gekommen. Miller hatte den letzten Dressur-Platz als Starter von seinem Equipechef gefordert, war aber in der Mitte platziert worden. Das hielt jedoch den mehrfachen Vierspänner-Weltmeister Boyd Exell aus Australien nicht davon ab, bei Miller als Groom mitzufahren.
Kegel-Fahren
Fotoimpressionen vom Marathon
Die Dressur
Siegerehrung und Ehrenrunde
Fotos: Margot Schöning
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.