Bei der18.größten Kaltblutschau Europas wurde Ende Juni in der beschaulichen Flämingstadt Brück Indianer Land Amerika von weißen Siedlern neu erobert
Schon das Motto der 18. Titanen der Rennbahn „Der Wilde Westen “ ließ auf den Flyern ein faszinierendes Duell von Indianern mit Pfeil und Bogen und Cowboys mit 45-er Colt und Winchester vermuten. Zum Wild-West-Spektakel auf dem 10 Hektar großen Titanen-Areal hatten die Veranstalter Burkhard und Thomas Haseloff und der Kaltblut-Zucht und Sportverein Freizeit-Cowboys und Indianer aus Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie Stuntmen von den Havelkosaken eingeladen. „Das sei ein tolles Gefühl“, einmal eine echte Winchester und einen 45 Colt in den Händen zu halten. „Es ist mein Kindheitstraum“, sagte begeistert Titan Thomas Haseloff. Auch der Ritt auf einem künstlichen Bullen war für sie neu.
Die angereisten Western-Darsteller überfielen mit viel Pulverdampf ein Indianerlager, eroberten ein Fort, die wilden Rothäute boten Paroli und ritten oft ohne Sattel.
Staunende Zuschauer verfolgten das Treiben von 50 Jungkühen zum Wasserhindernis und über die Lindenbrücke.
Die Hobby-Cowboys von Texas-Longhorns Rinderzucht im Eichsfeld, der Wilde Creek Ranch in Breitenbach/Harz und von der Heß-Ranch, Dessau-Roßlau zeigten immensen Respekt vor der drängelnden Rinderherde. Die munteren, eineinhalbjährigen Färsen ließen sich schwerlich zum anvisierten Ort dirigieren und büxten immer wieder aus. Letztlich gelang das „cuttle driving“ mit dem Überqueren der Linden-Brücker nur halbwegs am ersten Titanen-Tag und mit Hilfe Brücker Reiter sowie des versierten Horseman Heinz Bley, Chef der Agrar GmbH Thünringeti aus Crawinkel/Oberhof. In einem Extra Showteil kutschierte er dann genauso souverän einen 18-Spänner Haflinger.
Der Höhepunkt: 17 Achtspänner
Das spannend erwartete Highlight boten am Titanen-Sonntag 17 souveräne Achtspänner in gelungener, aber choreographisch nicht ganz perfekt gefahrener Formation. Die begeisterten Fahrmeister konnten nur am Vortag einmal trainieren.
Ein weiteres Highlight boten 300 Line-Dancer, die sich vor der Lindenbrück im Show-Areal eindrucksvoll zu Country Musik bewegten. Auf den Rängen wurde sogar mitgetanzt.
Showman und Sportler reisten mit 400 Pferden, vorwiegend Rheinisch-Deutschen Kaltblütern aus Polen, Tschechien, Österreich und aus ganz Deutschland an. Die meisten der beeindruckenden, liebenswerten Schwergewichte, die schon seit Tagen zusammen mit ihren Fahrern und Reitern auf Titanen-Gelände biwakierten, nahmen wie stets an den sportlichen Wettkämpfen teil, am Hindernisfahren der Zwei-, Vier- und Sechsspänner, am Wagenrennen, an den Zugwettbewerben, am Rennreiten ohne Sattel, am Römerwagenrennen und natürlich am abendlichen Umzug durch Brück. Wegen der Hitze kutschierte den 12-spännigen Römerwagen dieses Mal Tino Batz aus Planebruch im gemächlichen Tempo. Trotz tropischer Hitze ging es wie stets in der Arena rasant und beim weitläufigen Marktreiben an 140 Ständen munter zu. Kein Vierbeiner nahm Schaden. Die Wettbewerbe waren wegen Temperaturen bis 39 Grad fürsorglich verkürzt worden. Alle Pferde standen in schattigen Boxen und konnten sich zusammen mit Reitern und Fahrern unter Duschen erfrischen. Einige Besucher hingegen mussten zu den Rot-Kreuz-Sanitätern. Die Tropentemperaturen ließen ebenfalls Zuschauer zu Hause bleiben. Die Besucherzahlen der Vorjahre blieben unerreicht.
Holzrücker Könige
Die Holzrücker aus Altkünkendorf/Angermünde, waren auch in diesem Jahr im schweren Zug nicht zu schlagen. Bis auf den Tschechen Jan Bliznak mit Olga auf dem zweiten Rang, holten sie alle Siege und Platzierungen. Hardy Kaufmanns 750 Kilo schwerer Rheinisch-Deutscher Kaltblüter Max wurde Champion von Brandenburg. Jens Fangerow, der Grandseigneur der Holzrücker-Gilde, siegte im Finale der Kaltblüter mit dem 710 Kilo schweren polnischen Kaltblut Amigo. Die sehr leise gewordenen Zuschauer schienen jeden der über eine Tonne schweren
Schlitten mitzuziehen. Ebenfalls nicht vom Thron zu vertreiben waren die coolen Muli der Familie Rensch aus Lychen im leichten Viererzug. Siegerschleife und zweiter Platz gingen an das Team Lychen mit Michael Bandt und Thomas Hakenbeck. Dritter wurde der bekannte Fahrlehrer Hermann Drechsler aus Steinburg mit Schleswiger Kaltblut. Bei den rasanten Sechsspännern siegte erstmals im Hindernisfahren mit Anton Richter ein Sachse und im Punktefahren ein Titanen-Urgestein und Helfer hinter den Kulissen, der stets vergnügte Tinkerfahrer Dirk Berlin, Gastwirt im Brandenburgischen Kanneburg. Auch die als Tombola-Hauptpreise an beiden Tagen verlosten Kaltblutstutfohlen von Amigo und Albrecht kamen wieder in Pferdehände und blieben sogar in der Region, in Bad Belzig.
Fotos: ©Margot Schöning
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