Spannung bis zum letzten Reiter…

Bei herrlichem Sommerwetter stand heute die Entscheidung im Teamwettbewerb bei den FEI Jumping European Championships auf dem Programm. Das Zuschauerinteresse war trotz der Corona bedingten Einschränkungen  groß. Was dem Publikum dann heute sportlich geboten wurde, hätte man nicht spannender machen können. Vor der Entscheidung war klar, dass es noch 3 Teams gab, die sich Chancen auf die Goldmedaille ausrechnen konnten.

Schweiz, Deutschland und Schweden  mit Chancen auf den Sieg

Die Schweizer Reiter um den in der Einzelwertung führenden Martin Fuchs hatten 5,47 Punkte auf ihrem Konto. Team Deutschland lag mit insgesamt 8,77 Punkten auf Rang 2. Die schwedische Mannschaft, die in anderer Besetzung in Tokio Gold geholt hatte, belegte mit 11,59 Punkten Platz 3. Und auch das belgische Team konnte sich mit 17,34 Punkten noch Hoffnungen machen, auf einen Medaillenplatz vorzustoßen.

Vier Nullrunden brachten für Belgien die Bronzemedaille

Es ist relativ selten der Fall, dass bei einem Teamwettbewerb eine Nullrunde als Streichergebnis gewertet werden muss. Heute gab es genau diese Situation. Alle vier belgischen Reiter blieben fehlerfrei und Nicola Philippaerts konnte, wie der Stadionsprecher meinte, „nur zum Genießen reiten“. Aber natürlich wollte er als vierter Reiter seiner Mannschaft  das hervorragende Ergebnis perfekt machen.  Außerdem  ging es für Nicola Philippaerts auch darum, seine gute Position in der Einzelwertung zu behaupten. Beides ist ihm mit Katanga v/h Dingeshof  am heutigen Nachmittag mit Bravour gelungen.

Schweden im Pech

Die schwedischen Fans auf der Tribüne freuten sich auf tolle Leistungen ihres Teams und wurden heute leider enttäuscht. Nur Peder Fredricson, der Europameister von 2017, behielt die Nerven und kam ohne Abwurf ins Ziel. Bei Douglas Lindelöw, Angelica Augustsson-Zanotelli und Rolf-Göran Bengtsson fielen jeweils zwei Stangen. Damit fiel das schwedische Team auf den vierten Platz zurück.

Deutschland und die Schweiz kämpften um Gold

Für das deutsche Team begann Andre Thieme. Bei seinem Ritt  wurde es sehr still in der Arena. Als er auch den letzten Sprung ohne Abwurf gemeistert hatte, kannte der Jubel keine Grenzen. Der Schweizer Elian Baumann, der in den ersten beiden Runden mit Null-Fehler-Ritten beeindruckt hatte,  kam heute mit 12 Fehlerpunkten ins Ziel. Marcus Ehning, der in der Pressekonferenz sagte, dass er seinem Sohn an dessen Geburtstag eine Medaille versprochen hätte, blieb mit Stargold fehlerfrei und Deutschland blieb im Rennen um Gold weiter dabei. Die Zuschauer feierten seinen Ritt mit viel Applaus. Bryan Balsiger hielt dem Druck, der nun auf ihm lastete, stand. Auch er blieb fehlerfrei und es blieb damit weiter offen, welches Team heute Gold holen würde. Christian Kukuk, der dritte Reiter des deutschen Teams, hätte nun den Druck auf die Schweizer Mannschaft durch eine Nullrunde sehr erhöhen können, aber es wurden 4 Fehlerpunkte. Als dritter Reiter der Schweiz bewies  Martin Fuchs  Nerven wie Drahtseile. Mit seinem erst neunjährigen Leone Jei zeigte er im dritten Springen die dritte Nullrunde. Nun mussten die letzten beiden Reiter die Entscheidung bringen. Für David Will hieß das, dass er unbedingt ohne Fehler bleiben musste, wenn er dem deutschen Team die Chance auf Gold erhalten wollte. Das gelang ihm auch bis zum drittletzten Hindernis. Dort fiel eine Stange. Steve Guerdat konnte sich nun einen Abwurf leisten, um für sein Team die Goldmedaille zu sichern. Er machte es auch wirklich spannend, denn an Sprung Nummer 9 fiel eine Stange und ein weiterer Fehler hätte ihm nun nicht mehr unterlaufen dürfen. Aber Steve Guerdat behielt die Nerven und beendete den Parcours ohne einen weiteren Abwurf. Das war der Sieg und der Europameistertitel für die Schweiz.

Gold für die Schweiz
(v.l.n.r. Elian Baumann,Steve Guerdat, Martin Fuchs, Bryan Balsiger)

Die Silbermedaille für Deutschland (v.l.n.r. Andre Thieme mit Töchterchen, Marcus Ehning, David Will, Bundestrainer Otto Becker, Christian Kukuk)

Fotos: Silvia und Hans-Joachim Reiner